Physiotherapie


Die krankengymnastische Behandlung basiert auf klassischen Therapiekonzepten (z. B. Bobath, Brügger, Voita, PNF, Perfetti, Affolter), die mit Einflüssen der funktionellen Bewegungstherapie (Klein-Vogelbach 2005) kombiniert werden. Unter rehabilitationswissenschaftlichen Gesichtspunkten ist bei zentralen Paresen keines der traditionellen physiotherapeutischen Behandlungskonzepte einem anderen überlegen (Freivogel, 1998). Vielmehr führt die symptomorientierte Ausrichtung der krankengymnastischen Strategie zu den besten funktionellen Ergebnissen. Dabei ist die Kombination von wirksamen Behandlungsansätzen verschiedener klassischer Physiotherapie-Schulen mit neueren Therapieansätzen durchaus möglich. Auch nicht neurophysiologisch untermauerte Verfahren, wie die Manuelle Therapie, können hierbei sinnvoll zum Einsatz gebracht werden.

Die zentrale Aufgabe der Physiotherapie in der Neurologie ist die Behandlung von Bewegungsstörungen. Dazu gehören neben der Mobilisation und der Vermeidung von Sekundärschäden, z. B. durch kompensatorische Fehlhaltungen und spastische Gelenkkontrakturen, auch die Faszilitierung von Wilkürmotorik und selektiver Bewegungen sowie die Rückbildung von Paresen und Koordinationsstörungen. Dabei muss neben den motorischen Störungen stets auch die Wahrnehmung und die Sensibilität beachtet werden. Insofern gehen die physiotherapeutischen Behandlungsansätze über eine reine Mobilisation weit hinaus.

Die Anforderungen an die Physiotherapie und die therapeutischen Zielsetzungen ändern sich in Abhängigkeit vom individuellen Rehabilitationspotential in den verschiedenen Behandlungsphasen erheblich. Während in der Phase B häufig noch die passive Mobilisierung zur Stimulation der Vigilanz und des Kreislaufsystems, die Faszilitierung von Willkürmotorik und die Vermeidung von Sekundärschäden im Vordergrund steht, stellen in der Phase C der gezielte Ausbau der Motorik und die Wiedererlangung der Selbständigkeit im Alltagsbereich zentrale Aufgaben für die Behandlung dar. Dies geschieht gegebenenfalls auch unter Einsatz medizinischer Hilfsmittel und kompensatorischer Strategien, die unter Beachtung möglicher Gefährdungen und Fehlbelastungen mit den Patienten gemeinsam erarbeitet und trainiert werden müssen. In der Behandlungsphase D zielt die Physiotherapie auf eine möglichst weitgehende Rückbildung sensomotorischer Störungen und funktioneller Beeinträchtigungen ab. Wo dies nicht möglich ist oder progrediente Krankheitsverläufe zu erwarten sind, werden Kompensationsstrategien entwickelt und den Patienten Anleitungen zur eigenständigen ambulanten Weiterbehandlung vermittelt.

Spezielle Behandlungselemente in der Physiotherapie sind das Lokomotionstraining mit partieller Gewichtsentlastung, das repetitive sensomotorische Training, die forced use-Therapie und die funktionelle Elektrostimulation. In Zusammenarbeit mit den Ärzten beteiligen sich die Physiotherapeuten am posturalen Biofeedback-Training, an der seriellen Redressionsbehandlung, der Anfertigung funktioneller Lagerungsschienen und bei der Erprobung und Auswahl medizinischer Hilfsmittel.

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